
Der Kauf von Eintrittskarten für Konzerte, Sportveranstaltungen oder kulturelle Events gestaltet sich für viele Fans zunehmend schwierig. Nicht selten sind Tickets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, und auf dem Zweitmarkt werden sie zu exorbitanten Preisen angeboten.
Plattformen wie Viagogo stehen dabei besonders in der Kritik, da sie Tickets zu Preisen verkaufen, die das Original um ein Vielfaches übersteigen. Verbraucherschützer und Veranstalter warnen seit Jahren vor diesen Praktiken, die nicht nur die Geldbörsen der Fans belasten, sondern auch die Integrität des Ticketverkaufs infrage stellen. Angesichts dieser Entwicklungen plant die Bundesregierung Maßnahmen, um dem Ticketwucher entgegenzuwirken.
Der Ticketzweitmarkt in Deutschland: Ein Überblick
Der Ticketzweitmarkt ermöglicht es Privatpersonen, bereits erworbene Eintrittskarten weiterzuverkaufen. In der Theorie soll dies Flexibilität bieten, wenn jemand eine Veranstaltung doch nicht besuchen kann. In der Praxis jedoch hat sich ein lukrativer Schwarzmarkt entwickelt, auf dem Tickets zu horrenden Preisen angeboten werden. Besonders Plattformen wie Viagogo stehen im Fokus der Kritik.
Viagogo präsentiert sich oft wie ein offizieller Ticketanbieter, obwohl es sich lediglich um eine Vermittlungsplattform handelt. Käufer wissen häufig nicht, dass sie Tickets von Drittanbietern erwerben, was zu Unsicherheiten und Risiken führt. Zudem erhebt Viagogo hohe, oft intransparente Gebühren, die den Endpreis weiter in die Höhe treiben.
Aktuelle politische Initiativen gegen Ticketwucher
Antrag der Unionsfraktion im Bundestag
Die Unionsfraktion hat einen Antrag im Bundestag eingebracht, der darauf abzielt, den gewerbsmäßigen Weiterverkauf von Tickets mit erheblichen Preisaufschlägen zu unterbinden. Konkret soll das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) erweitert werden, um solche Praktiken als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Zudem sollen Ticketbörsen verpflichtet werden, den Originalpreis, den Preisaufschlag und weitere Ticketdetails transparent anzugeben .
Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen setzt sich für mehr Transparenz beim Ticketkauf ein. Dazu gehört die frühzeitige Angabe von Preisen und Platzkategorien sowie die Diskussion über ein mögliches Widerrufsrecht beim Onlinekauf von Tickets. Ziel ist es, Verbraucher besser zu schützen und ihnen mehr Sicherheit beim Ticketkauf zu bieten .
Erweiterung der Befugnisse des Bundeskartellamts
Das Bundeskartellamt soll gestärkt werden, um effektiver gegen marktbeherrschende Unternehmen im Ticketvertrieb vorgehen zu können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf CTS Eventim, das einen Großteil des Ticketvertriebs in Deutschland kontrolliert. Durch die Erweiterung der Befugnisse soll ein funktionierender Wettbewerb im Ticketvertrieb wiederhergestellt werden .
Internationale Beispiele: Großbritannien als Vorreiter
Großbritannien plant, den Wiederverkauf von Tickets gesetzlich zu regulieren. So sollen Preisobergrenzen eingeführt werden, die den Wiederverkaufspreis auf maximal 30 % über dem Originalpreis begrenzen. Zudem sollen Maßnahmen gegen dynamische Preisgestaltung und den automatisierten Ticketankauf durch Bots ergriffen werden. Diese Initiativen dienen als Vorbild für ähnliche Regelungen in Deutschland.
Reaktionen von Veranstaltern und Verbraucherschützern
Veranstalter und Verbraucherschützer kritisieren seit Jahren die Praktiken von Plattformen wie Viagogo. Neben überhöhten Preisen und intransparenten Gebühren werden auch gefälschte Tickets und der Verkauf personalisierter Tickets bemängelt, die beim Einlass nicht akzeptiert werden. Verbraucherzentralen raten daher, Tickets ausschließlich bei offiziellen Verkaufsstellen zu erwerben und warnen vor dem Kauf auf dem Zweitmarkt.
Fazit und Ausblick
Der Ticketwucher stellt ein ernstzunehmendes Problem dar, das nicht nur die Fans belastet, sondern auch das Vertrauen in den Ticketverkauf untergräbt. Die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung, darunter gesetzliche Regelungen und die Stärkung des Bundeskartellamts, sind Schritte in die richtige Richtung. Auch internationale Beispiele wie Großbritannien zeigen, dass eine Regulierung des Ticketzweitmarkts möglich und notwendig ist. Es bleibt zu hoffen, dass diese Initiativen bald umgesetzt werden, um den Ticketkauf für Verbraucher fairer und transparenter zu gestalten.