Die ethymologische Herkunft dieses Wortes
ist einfach nachzuvollziehen: Im Lateinischen bedeutet ‚providere‘ vorhersehen, durch die Vorsilbe ‚im‘ wird das Gegenteil daraus. Improvisation ist also ein in seinem Ablauf unvorhersehbares Ereignis. Der Musik-Schülerduden schreibt dazu: „Als Gegenbegriff zur schriftlichen Komposition, die von der Darbietung getrennt ist, bezeichnet Improvisation das spontane und gleichzeitige Darbieten von Musik. Vor allem im Jazz, aber auch im Rock, in einigen Bereichen der europäischen Neuen Musik und in den meisten außereuropäischen Musikkulturen spielt die Improvisation eine wichtige Rolle, wobei jeder dieser Bereiche spezielle Gestaltungsprinzipien ausgebildet hat. Insofern gibt es kein völlig vorraussetzungsfreies, ’spontanes‘ Improvisieren, sondern nur eines, das bestimmte Regeln berücksichtigt und auf Lernprozessen basiert.“ (1979, 147) Inwieweit dem zuzustimmen ist, muß hier untersucht werden; für Hartmut KAPTEINA als Vertreter der sozialpädagogisch-therapeutischen Sicht ist GI „die bewußte Gestaltung von Schall zum Zwecke zwischenmenschlicher Kommunikation.“ (1974, 249)
Musik zu improvisieren
ist in erster Linie praktisches und zweckfreies Handeln; Musik soll um ihretwillen gespielt werden, dann erst kommt ihre Wirkung auf den Menschen in Betracht. So liegt es nahe, erst einmal diejenigen zu fragen, die ihr Leben dieser Tätigkeit verschrieben haben: die Musiker. Schließlich wird die Improvisation in vielen theoretischen Musikwerken totgeschwiegen oder nur ein kleiner Aspekt davon behandelt, wodurch den Statements improvisierender Musiker ein großer Stellenwert zukommt.
Die Suche nach der Improvisation
in verschiedenen Musikidiomen, die im ersten Teil dieses Kapitels erfolgt und sich natürlich auf einige wenige Stile beschränken muß, ist somit auch gleichzeitig ein Blick in die Geschichte der Improvisation. Dieser Blick wird anschließend noch etwas vertieft – und beinhaltet vom pädagogischen Standpunkt aus Kritik an der gängigen Improvisationssicht der Musiker.
Im dritten Teil stelle ich eine Möglichkeit der Verwirklichung meiner Utopie vor, die Synthese von Musik und innerem Wachstum auf der Grundlage von Improvisation, wie es die Gruppe CAN praktizierte bzw. deren Mitglieder – insbesondere Holger Czukay, Jaki Liebezeit und ganz besonders Damo Suzuki – es heute immer noch tun.
06/12/2008 @ 10:18
nicht das was ich suche