Die Band
Wir schrieben das Jahr 1987. Meine letzte große Band war Procyon gewesen und die Nachfolgeprojekte waren im Sand verlaufen. Also studierte ich den „Findling“ und setzte selber ein Inserat. Unter den Anrufern, die sich daraufhin bei mir meldeten, war auch ein Schlagzeuger namens Peter Berger. Er erzählte mir von einer duften Deutsch-Rock-Band aus Saarlouis namens Ven Dease. Seine Beschreibung ließ in mir den Verdacht aufkommen, daß ich diese Band beim Hinterwald Festival unter dem Namen „Bleifrei“ schon hatte ertragen müssen. Wenn es sich um dieselbe Combo handeln würde, dann wäre ich nicht interessiert. Nein, nein, meinte Peter, und lockte mich dank dieser Lüge in den Proberaum.
Dort checkte ich dann bald, daß es sich doch um jene Band handelte, die schon unter den Namen „Niemand“ und „Bleifrei“ gespielt hatte. Aber wenn ich schon mal da war… konnte ich eigentlich auch mitproben. Zwei Stunden und einige Biers später hatten sie mich soweit. Meine persönliche Ven Dease Story begann und endete erst drei Jahre später aufgrund meines Umzugs nach Frankfurt. Bereut habe ich Peters Trick nie, denn bei Ven Dease fand ich alles, was ich in früheren Bands wie Procyon vermisst hatte:
- eine stilistische Offenheit, die es möglich machte, alle musikalischen Ideen und Stile zu realisieren, ohne daß es beliebig wirkte. Soweit ich mich entsinne, haben wir jeden nicht allzu exotischen Stil, der je in der Rockmusik vorkam, verwirklicht: Rock’n’Roll, Blues, Jazz, Funk, Soul, Reggae, New Wave, Punk, Tango, Walzer, Psychedelic und vielleicht sogar Country oder auch Western. Passend dazu waren die Texte dreisprachig: deutsch, englisch und saarländisch (Sprenger Platt). Da die meisten Musiker mehrere Instrumente beherrschten, wurde auch öfter mal die Stellung gewechselt.
- ein gleichberechtigtes Schaffen aller Musiker in Verbindung mit einem starken Bandfeeling
- ein Proberaum mit angeschlossenem Aufenthaltsraum und Freibierpipeline – wir probten in der ehemaligen Donner-Brauerei Saarlouis
Passend zum letzten Punkt war Ven Dease die Band in meinem Leben, die am meisten dem Klischee von Sex & Drugs & Rock’n’Roll entsprach. Die Besetzung war:
Hartwig „der harte Huck“ Pohl – Gesang, Gitarre
Dirk „Caruso“ Scholl – Gesang, Keyboards, Schlagzeug
Helmut „Rock-Opa“ Mantel – Gitarre, Backings
Bernd-Josef „Jupp“ Kelkel – Keyboards ; zeitlich abwechselnd mit
Matthias „Django“ Lehr – Keyboards, Schlagzeug
Frank „Mr. Frisbee“ Doerr – Bass, Gesang
Peter „Lupo, der Zinker“ Berger – Schlagzeug, Posaune, Backings
Ganz wesentlich für diese wilden Jahre waren auch Rainer „Big Mama“ Knauber (Management und Pressearbeit), Manfred Maas (Live-Mix) und Stefan Dewald (Tontechnik). Den Bass-Part (samt meinem Warwick) übernahm im Januar 1991 Wolfgang Folz, für Helmut Mantel kam Bernhard Altmeyer und auch Lupo der Zinker wurde irgendwann durch Dirk Triesler ersetzt, so dass VenDease noch bis 1993 weiterlebte. Manche der alten Songs sind dann ins Programm der Nachfolge-Band „M. Theresas kaltes Buffet“ von Ven Dease-Gründer Hartwig aufgenommen worden.
Die CDs
Ven Dease: Live 89
CD, 71 min., MUZIK! CD019, 2002
Neuauflage der Leico-MC 7755 von 1989, digital remastered plus 2 Bonustracks
Ven Dease: Fuck Your Brain
CD, 68 min., MUZIK! CD022, 2003
Proberaum-Mitschnitt einer sehr wüsten Improvisation, nichts für zarte Ohren.
Videos
Master Of The Hypocrites
https://youtu.be/r242qFxyES0
Pardon Me
https://youtu.be/VnNE55hiutM
Vollmond
https://youtu.be/T8R4ox0rBNQ
Don’t Run Away
https://youtu.be/h5amEpaWUoA
Cattenom
https://youtu.be/-hk1SSjTJz8
Radioaktivtango
https://youtu.be/PMoryMwLCFY
Böse alte Männer
https://youtu.be/XZugmsdLqJk
Marijuana
https://youtu.be/uhyAQoss3Pw
Müllabfuhr
https://youtu.be/OT3KN3gySD0
Geld
https://youtu.be/dLUE4znfbjU
I Go Part II
https://youtu.be/wA65hmvY4hI
Neonlichterstadt
https://youtu.be/YNFarNLetG4
Deutsche Zukunft
https://youtu.be/qbpzNKJYc18
Zinker Mix I
https://youtu.be/c8TIdAaVQxQ
Zinker Mix II
https://youtu.be/YnoZjFFBCEs
Ven Dease live in der Kasematt 21.10./22.10.1989, fast kompletter Gig
Teil 1:
https://youtu.be/3F-qyghUunQ
Teil 2:
https://youtu.be/YUio7iteBeA
Teil 3:
https://youtu.be/I2g6wBDLvtU
Ven Dease live auf dem Fuderfeschd 2009
Einmaliges ReUnion Konzert von Ven Dease 2009, Fuderfeschd Elm/Püttlingen.
Playlist:
00:00: Trinkerlied
05:35: Gebet
10:45: Sprenger Wald
15:15: Saarland Hymnus
20:05: Marijuana
25:50: Babylon by Chillum
34:20: Böse alte Männer
40:25: Wie eine Elster ( I go Part II)
Von der alten Stamm-Besetzung: Hartwig „der harte Huck“ Pohl – Gesang, Dirk Scholl – Gesang, Gitarre Helmut „Rock-Opa“ Mantel – Gitarre, Backings Bernd-Josef „Jupp“ Kelkel – Keyboards Frank „Mr. Frisbee“ Doerr – Bass, Gesang Peter „Lupo, der Zinker“ Berger – Schlagzeug, Posaune, Backings. Dazu: Roman Becker – Drums Oliver Becker – Percussion Frank Mourer – Rhythmusgitarre
https://youtu.be/4NheFAOI99Q
Audio
- VenDease 05.11.1988 JUZ Puettlingen
- Ven Dease in der späteren Besetzung, live in Herrys Musikbörse, 01.10.1991
Die Photos
Hier geht’s zum [myngg_link name=“dease“ linktext=“Ven Dease Photoalbum“].
19/04/2011 @ 16:28
Schön, was über „unsere“ Bandgeschichte zu finden.
Er heißt übrigens Dirk Driesler, der Schlagzeuger. „M. Theresas Kaltes Buffet“ war nicht wirklich die Nachfolgeband von Ven Dease, tatsächlich hat Hartwig aber in dieser Band einige „Ven Dease“ – Texte verwendet; das war aber erst später nach einer Schaffenspause (missglückten Entziehungskur)des Ven Dease-Gründers.
Vor zwei Jahren (2009) gab es wohl ein Revival-Konzert mit Mitgliedern der Urbesetzung. Leider hatte ich keine Zeit und musste mir diesen nostalgischen Högenuss entgehen lassen.
Ei bis dann,
Wolfgang
Pingback: Chinaskis Revenge - Muzik23
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10/11/2013 @ 12:19
Absolut richtig – Triesler mit „D“
…Erinnere mich immer noch gerne an die Ven-Dease Zeit! Schade, daß damals so plötzlich
Schluß war. Würde jeder Zeit wieder mitmachen
bzw. an die alten Zeiten anknüpfen…
Grüße vom Bub,
Dirk D.
19/12/2022 @ 23:20
Seit heute auch der Gig auf dem Fuderfeschd 2009 online. Für die, die diesen recht spontanen Gig (für mich jedenfalls, aus AB angereist) verpasst haben, und für den Rest als Erinnerung.
Ist jedenfalls schön, dass mittlerweile hier was da ist zum hören und gucken. Hab noch 35 Cassetten voll auf Festplatte digitalisiert. Da ne offizielle best of Kompilation draus zu machen, war mal mein Plan, aber die Zeit…
Müsste man halt mal alles durchhören und auswählen.
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21/10/2023 @ 15:26
Ich kann garnicht sagen wie lange ich die Aufnahme von Herrys Musikbörse gesucht habe.
Das Tape haben wir früher rauf und runter gehört!
Danke Danke Danke für dieses geile Stück Musikgeschichte !!!
Sonnige Grüße
Chris aus Walwaschowe