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Die tiefenpsychologische Dimension der Gruppenimprovisation nach Kapteina

Es liegt im Wesen der Improvisation,

daß „selbst Fehlleistungen, technische Entgleisungen, Zufallsgriffe zu schöpferischen Anlässen werden“ (FERAND, 1938, 17). Seit Freud wissen wir, daß es psychologisch gesehen keine Zu-fälle gibt, da ihre Herkunft in den tiefsten Schichten des psychischen Geschehens liegt, in unter der Schwelle des Bewußtseins sich abspielenden Vorgängen (vgl. FERAND, 1938, 425). So kann ein Zusammenhang hergestellt werden zwischen musikalisch-formaler und seelischer Integration (vgl. Andreas SCHULTZ, 1978)

GI vermag den psychischen Integrationsprozeß zu fördern

und bewußtzumachen, kann aber auch dahin führen, daß einzelne Spieler in besonders starken Kontakt zu bestimmten Gefühlen wie Angst, Schmerz und Wut geraten oder wie in Trance weit zurückliegende vergessene Ereignisse aus ihrem Leben nacherleben. Wenn bei einem Spieler Gefühle mit so elementarer Gewalt hervorbrechen, daß der organische Verlauf der MI zusammenbricht, wird folgendes Verhalten empfohlen:

      „1. Wir lassen das Ausagieren der Gefühle ungehindert zu, sorgen allerdings dafür, daß niemand zu Schaden kommt.
       2. Durch Körperkontakt geben wir Widerstand (bei Wut) oder Schutz (bei Angst) oder Nähe und Zärtlichkeit (bei Schmerz).
       3. Sofern es den anderen Gruppenmitgliedern möglich ist, begleiten sie den emotionalen Prozeß mit Klängen, die den Gefühlsausdruck stimulieren oder besänftigen können oder überhaupt wie eine Art Klangtapete die Botschaft vermitteln: wie beängstigend es auch sein mag, was du jetzt erlebst, du bist damit nicht allein, wir sind bei dir.“ (KAPTEINA, 1988, 89)

So können die abgespaltenen Gefühle und Erlebnisse allmählich zugelassen, durchlebt, integriert und bewältigt werden, was oft nur durch den Schutz der Gruppe möglich ist; deren übrige Mitglieder werden dadurch ihrerseits wieder mit verborgenen Gefühlen und Erfahrungen konfrontiert. Wichtig ist es dann, eine Spielsituation zu finden, in der das Thema gestaltet und durchgearbeitet werden kann.

GI hat sich auf allen therapeutischen Gebieten

als wirksames Verfahren erwiesen, doch darf sie keinesfalls nur auf ihre therapeutische Funktion begrenzt werden.

Loewenherz / Frisbee

Autor: Loewenherz / Frisbee

Mit acht Jahren Klavierunterricht, ab 18 E-Gitarre und Bassgitarre. 1983 erste Band. Erster Tonträger 1989 (MC VenDease live). Lehrer für Bassgitarre. Musik-Journalist beim Fachmagazin "the Bass" (vorher: "Der rasende Bass-Bote") & dem hessischen Musikermagazin Kick'n'Roll. Musik-Projekte in Offenbach und Frankfurt mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten. Gesangsunterricht im Bereich funktionaler Stimmbildung nach Lichtenberg und Reid mit Studium klassischer Literatur. Diplomarbeit zum Thema "Musikimprovisation in der Sozialpädagogik". Seit 1996 sporadische Auftritte mit meist improvisiertem Charakter. Bands: Bernstyn, Procyon, Uwe Peter Bande, Ven Dease (Saarland) sowie Reality Liberation Front, PLK, Valis (Frankfurt). Live-Mixer bei Lay de Fear.

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