Was ist Popkultur?
Bei dem Begriff Popkultur denkt möglicherweise jeder zuerst an Andy Warhol (1928-1987) als bedeutendsten Vertreter der amerikanischen Pop-Art. Seine Arbeit umfasste außergewöhnliche Werbegrafik, Malerei, Objekte, Filme, Bücher und Musik.
Tatsächlich sind viele Einflüsse der Popkultur aus dieser Zeitströmung amerikanischen Ursprungs. Deutschland selbst hat sich den Strömungen bereitwillig zugewandt, diese aber selbst nicht entwickelt. Die Popkultur entwickelte sich bereits in den frühen Zwanzigern und war längst während des Nationalsozialismus zu spüren. Wie beispielsweise mit dem „Swing“ welcher als amerikanischer Musikgeschmack in deutsche Wohnzimmer einzog. Die Popkultur machte die verschiedensten Phasen durch und bewegte sich zwischen Sozio-, Staats-, Wirtschafts- und Nationalkultur hin und her.
Popkultur und Phasenteilung – Lauf der Zeit
Mancher teilt die Popkultur in Phasen, wobei die 1960er, 1980er und die 1990er die absoluten Schwerpunkte der Popkultur waren. Die Zeit der frühen zwanziger mit ihrer verdeckten Jugendkultur gehört letztlich aber auch zu seiner Entwicklung.
Kultur wurde für die bürgerliche Gesellschaft erst Ende des 19. Jahrhunderts ein interessantes Thema, da im Laufe der Zeit, der wachsende Wohlstand und die immer größer werdenden Bildungschancen dies erst möglich machten. Durch die neuen Einflüsse der Mittel- und Unterschicht veränderte sich der kulturelle Geschmack in Windeseile. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts avancierten folglich einfache Künstler von der Straße, wie beispielsweise zu einem kulturellen Phänomen. Der Wandel der Popkultur hatte letztlich sehr viel mit der Entwicklung und den Veränderungen innerhalb der Gesellschaft im 20. Jahrhundert zu tun, sowie mit dem Verschwimmen der Grenzen zwischen Hochkultur und Alltagskultur. Jeder konnte mittels Bildung oder spezieller Fähigkeiten auf einmal in andere soziale Schichten aufsteigen, ebenso wie sich die Elite den Randgruppen zuwandte. Im Fertigungsbereich der Industrie entwickelte sich parallel zu dieser gesellschaftlichen Entwicklung die Massenproduktion. So waren Dinge auf einmal für jedermann erschwinglich auch der Bereich Kunst und Kultur blieb von diesen Einflüssen nicht verschont. Auch die Themen und Mittel sowie dessen Handwerkszeug änderten sich stätig. Statt griechischer Götter wurden Westernhelden verehrt und statt eines Sonnenunterganges oder eines Stilllebens bildete man Großstadtstraßen mit Neonreklame ab. Industriebauten traten an die Steller der antiken Tempel und das Pin-up–Girl ersetzte die all so beliebte Madonna. Anstelle der Natur, Philosophie und Besinnung trat auf einmal Hektik, Lebendigkeit, Technik sowie Ungewöhnliches und Schockierendes ein. Das bewusste Vermeiden und Ablehnen einer Elitekultur in Zusammenspiel mit der Anwendung neuer Fertigungstechniken (Massenkultur) war das, was die Popkultur seiner Zeit stark prägte.
„Freiheit des Denkens, Handelns und Entwickelns, die Idee einer Chancengleichheit in einer sich mehr und mehr technisierenden Umwelt des Wachstums – das ist das Zeitgefühl der Popkultur.“
Von England aus erobert der Beat in den frühen 60ern die Welt. Auch in der Haarmode prägten die Beatles den Stil der Zeit. Mary Quant entwickelt den Minirock und vorab etablierte sich die heute so beliebte Jeans, welche ursprünglich nur als Arbeitskleidung in den USA üblich war.
Mode und Jugendkultur – Aktuelle und vergangene Styles
Die Ablehnung bürgerlicher Enge und Spießigkeit, die Sehnsucht nach Freiheit unter Abschütteln von Konventionen war in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, der Kultur sowie länderübergreifend zu spüren. Aus diesem Grund zählt die Entwicklung der Jugendkultur um 1920 bereits zu den Anfängen der heute so berühmten Popkultur.
Starke Einflüsse kamen aus England, speziell in der Mode. Die Carnaby Street, Londons berühmteste Einkaufstrasse beherbergte Mary Quants Mode. 1955 hatte sie, völlig unerfahren und unbekannt, in Chelsea ihren kleinen Modeladen „Basar“ eröffnet. Bereits 1962 wurden ihre Kreationen in der Vogue vorgestellt, nur drei Jahre später war der Minirock (mini-skirt) ein „Modeschlager“ und verbreitete sich auf der ganzen Welt. 1966 erhielt sie dafür den „Order of the British Empire“ (britischer Verdienstorden). Die neue Länge, welche mindestens 10 Zentimeter oberhalb des Knies endeten, wurde von Teenagern, Hausfrauen, Damen des Adels und der High Society gleichermaßen begeistert getragen.
Die französische Haute Couture nahm den Mini begeistert auf, entwickelte in weiter bis zum Supermini, welcher gerade noch den Po bedeckte. 1969 war der Mini – auch was die Kürze anging – an seinem Höhepunkt angekommen.
Siegeszug der 60/er Jahre – Jeans als Weltanschauungssymbol
Ebenfalls in den sechziger Jahren trat auch die Jeans ihren Siegeszug an. Hippies, Gammler und Wohlstandsbürger trugen dieses universelle Kleidungsstück, verschönerten es mit aufgestickten Blumen, Stoffkanten etc.
Gegen Ende der 60er wurden die Hosen ausgewaschener und entsteift. Die Jeans war ein Symbol einer Weltanschauung, für ein freies und ungebundenes Leben ohne Konventionen, ohne jeglichen Kleidungszwang.
England galt als das Eldorado der Popkultur. Unter heißen Beatrhythmen wurden Uhren in Bonbonrosa und Grasgrün, T-Shirts mit Comic-Strip – Abzeichen oder Pop-Art-Motiven verkauft. Knielange Stiefel in allen Schockfarben, mit Sternen und Blumen übersät, passende Umhängetaschen und Jeans mit bunten Applikationen, Schmuck aus Leder und Holz, bemalt mit Blümchenmotiven – alles, was poppig und shocking war und den Geist der Ungezwungenheit verkörperte, wurde massenhaft verkauft.
Die Hippiewelle entwickelte sich Ende der 60er Jahre von den USA kommend auch in Europa immer weiter aus. Dieser Kleidungsstil war den Bekleidungsgewohnheiten der Indianer und Eskimos abgeschaut und stand letztlich als eine symbolische Adaption für die Internationalität der gesamten Bewegung, für ein Mode, welche nicht diktiert wurde.
Nebeneinander – Statt Miteinander
Danach wechselten die Modetendenzen immer und immer schneller mit der Zeit und liefen teilweise nebeneinander ab.
Die 70er Jahre entwickelten den Drang nach Freiheit auch in der Modewelt weiter. Rocklängen und Muster wurden extremer, nahezu jedes Kleidungsstück wurde überhöht – Revers, Manschetten, Ärmel, Aufschläge, Kragen, Krawatten extrem breit und natürlich Blumenmuster intensiver. – Der Piraten-, China-, oder Russinnenlook begann folgend Mitte der 70er Jahre erst, sich zu verwandeln – “war en vogue“.
Gleichzeitig konnte die Ökobewegung nicht ignoriert werden. Patchwork, Stricken und Batik waren der letzte Schrei. Gesundheitssandalen, Overalls, Latzhosen, Hemden aus Naturmaterialien und selbst gestrickte Pullover demonstrierten eine gesunde Lebensweise – in Harmonie mit der Umwelt/für die Umwelt und gegen Konsumzwang.
Der Disco Style, in den die Jugend zu nächtlicher Stunde schlüpfte, war dann die Nostalgiewelle, welche Teenager dazu brachte, sich mit der Mode aus Trödelläden, wie 30jährige zu kleiden.
Der Romantiklook orientierte sich stark an der Folklore und blieb bis ca. 1980 aktuell. Wichtige Attribute waren neben knöchellangen Kleidern mit verspielten Volants und Rüschenblusen (oder mit Großmutters Mieder), bestickte Bauernblusen sowie bunt und lang befranste Bauerntücher. Auch mexikanische Ponchos, peruanische Mützen und Handschuhe durften hierbei selbstverständlich nicht fehlen!
Feministische Einflüsse der Popkultur – Emanzipatorische Prägung der Frau
Speziell im Umfeld der Frauenbewegung wurde die Kleidung der Frauen emanzipatorisch geprägt. Wie Jeans, Cordhosen und weite indisch anmutende Stoffe. Im Sommer T-Shirts und Blusen, im Winter Pullover, Clocks, Halbschuhe oder Boots. – Eine Zeit die alles erlaubte zu kombinieren. Die Farbe Lila war in vielen Kleidungsstücken dominant, ebenso wie das hennarote Haar und die bekannte Latzhose, welche die Befreiung von Rollenzwängen verdeutlichen sollte. Das Vermischen von männlichen und weiblichen Kleidungsstücken war eine andere Ausdrucksweise der Emanzipationsbewegung. Die Bequemlichkeit der Kleidungsstücke wurde wichtiger und Frauen durften Stärke zeigen, was sich zum Teil auch durch die damals modernen Schulterpolster ausdrückte.
Gegen Ende der 20er Jahre entwickelte sich die Discomode weiter. Als Oberteil trug die weibliche Jugend beispielsweise Trägerhemdchen mit Spitzeneinsatz oder Paillettenstickerei, oder auch ein Bodysuit, zusammen mit einem hautengen, geschlitzten Rock. Satinstretchhosen, enge Röhrenjeans oder Boxershorts waren die Alternativen. Das Schuhwerk bestand aus Ballerinas oder Stiefeletten. Fluoreszierende Stoffe, Metallgarneffekte und Strass waren unverzichtbar.
Schon 1977 ging der Punkstil durch die Presse, verbreitet sich aber nicht sofort, da er in Londons Hinterhöfen entstanden war und ursprünglich eine Gegenbewegung gegen die Bekleidungsindustrie sowie das Modediktat (Medien) darstellte. „Punk“ bedeutet „mies“ „hässlich“. Grellbunt gefärbte Haare – zur Stachelfrisur geformt, Sicherheitsnadeln in Wangen und Ohren, schwarze Nappalederkluft und Hundeketten sind die typischen Bekleidungsmerkmale.
In den 80er Jahren entwickelte die Modeindustrie daraus den Militarylook und Fetzenlook.
Heute ist es Streetwear (alltagstaugliche Kleidung), welche die Elemente aus den verschiedenen Styles der Vergangenheit (20er Jahre, 70erJahre etc.) und Trends der Gegenwart (Skater Style, Hip-Hop, Rave, Clubwear etc.) aufnimmt und sie jeweils zu eigenen oder Retrostyles verändert, welche nebeneinander laufen.
Popkultur ist heute nicht ohne die Medienkultur denkbar. In den frühen 80ern war sie noch eine Gegenbewegung für die Selbstbestimmung, spürbar in Mode, Kunst Design und Musik. Heute wird jede dieser Gegenbewegungen von den Medien aufgegriffen, und durch das beschleunigte (und kostengünstigere) Vermarkten entschärft. Der Einfluss der Kommunikationstechniken (PC – soziales Netzwerk) in der Verbreitung und Prägung/Veränderung unseres Miteinanders und der Popkultur selbst ist in dem Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen.
Die besten Popkultur-Fotobände
“Beatles to Bowie.”
Von Terence Pepper (Hg.) The London 60s. Schirmer/Mosel. 208 S. Preis 46 Euro. (tha)
„Deutschland in den 60er-Jahren – Das waren noch Zeiten!“
Gebundene Ausgabe: 159 Seiten, Verlag: Bucher, München; Auflage: 1., Aufl. (Oktober 2006), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3765815640, ISBN-13: 978-3765815645, Größe und/oder Gewicht: 30,6 x 24,6 x 2 cm, Preis 16.95 Euro
Ergänzend – Literatur zu Pop Art
„Pop-Art“, Taschenbuch: 95 Seiten, Verlag: Rotbuch Verlag (2001), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3434535241, ISBN-13: 978-3434535249, Größe und/oder Gewicht: 19 x 12,4 x 0,9 cm
„POP ART“, Taschenbuch: 96 Seiten, Verlag: Taschen Verlag; Auflage: 3., Aufl. (26. Mai 2008), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3822822167, ISBN-13: 978-3822822166, Größe und/oder Gewicht: 22,6 x 18,6 x 1,4 cm
Popkultur und Internet
Das Internet ist aus der heutigen Popkultur überhaupt nicht mehr weg zu denken. Heute werden im Internet Trends geschaffen,, Stars kreiert, Produkte der Populärkultur verkauft etc. etc. Dass beim stetig wachsenden Internetboom der Anteil der jungen und jüngsten Teilnehmer am größten ist, liegt in der Natur des neuen Mediums.
Ausschlaggebend für die Entwicklungen der letzten Jahre sind vor allem die technischen Neuerungen, die das vergleichsweise statische Web der 90er zum dynamischen Web der heutigen Zeit gemacht haben. Dieses – so genannte – Web 2.0 ermöglicht über seine „sozial communities“ wie Twitter, oder Facebook, seine Foren und die vielen privaten Blogger den Transport von Neuerungen, Trends und Meinungen in sekundenschnelle um die ganze Welt. Im folgenden daher eine kurze Einführung in die Welt des Web 2.0 und ihr Zusammenhang mit der Popkultur:
Social Media Plattformen: Die beiden beliebtesten Social Media Plattformen, die es derzeit im Web gibt, sind zweifellos Facebook und Twitter. Derzeit benutzen über . 500.000.000 Mitglieder das im Jahr 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Plattform Facebook. Auf Facebook kann sich jedes Mitglied auf seiner Profilseite mit Fotos oder Videos präsentieren, es können öffentlich sichtbare Nachrichten hinterlassen werden, oder Notizen und Blogeinträge veröffentlichen. Zusätzlich können Benutzer auch direkt chatten und sich persönliche Nachrichten schicken. Es gibt – wie im wirklichen Leben – Gruppen und Events zu denen man eingeladen werden kann. Facebook verfügt also über ein sehr weit gefächertes Angebot an Kommmunikationsmöglichkeiten und ermöglicht es mit einer Vielzahl von Menschen parallel und nahezu in Echtzeit zu kommunizieren. Im Unterschied zu Facebook sind die Möglichkeiten eines anderen sehr beliebten Netzwerkes – Twitter – deutlich bescheidener. Als eine Art Mikroblog können angemeldete Benutzer ihre persönlichen Textnachrichten mit einer Länge bis zu 140 Zeichen eingeben. Diese Nachrichten werden dann an alle Benutzer weiter geleitet, die diesem Benutzer folgen: Den so genannten „Followern“.
Beide Dienste – sowohl Facebook als auch Twitter sind heute treibende Kräfte der Popkultur geworden. So verfolgen aktuelle Pop-Stars wie beispielsweise Rihanna über 1,866,310 Follower. Pink verfügt dagegen über 2,379.017 Follower. Weit abgeschlagen ist dagegen die Sängerin Amy Winehouse, die „nur“ knapp über 145.000 Follower hat.
Foren und Boards: Diese beiden Kommunikationstools des Internets gibt es bereits seit längerem. Trotzdem hat sich auch der Einsatz von Foren im Web 2.0 deutlich verändert.
Blogs und Blogger: Ursprünglich aus der Vereinigung der beiden Wörter „Web“ und „Logbuch“ entstanden sind Weblogs (meist kurz „Blogs“ genannt) Webtagebücher, in denen Webuser ihre Gedanken, Ideen und Meinungen veröffentlichen. Manche Blogger sind heute sehr bekannt und haben – vor allem im amerikanischen Raum – großen Einfluß auf die Meinungsbildung. Vor allem jüngere Leser – also die Kerngruppe der Popkultur – werden von Blogs stark beeinflußt. Technisch betrachtet werden die meisten Blogs auf so genannten Freeblogseiten gehostet. Professionelle Blogger nutzen dagegen meist das gratis erhältliche Script „Wordpress“. Wordpress ist daher eines der am meisten benutzen Blogsysteme der Welt und kann auch für andere Aufgaben im Internet genutzt werden. Aufgrund der weiten Verbreitung von Wordpress gibt es inzwischen viele Schulungen die in die Grundlagen des Scripts einführen.